Die Zukunft von Source-to-Pay
Procurement Trends, Source-to-Pay, E-procurement
Über die Zukunft von Source-to-Pay zu schreiben ist sicherlich eine Herausforderung, da man sich als Basis die gegenwärtige Situation verdeutlichen muss. Natürlich besitze ich keine Kristallkugel, die mir die Zukunft voraussagen kann. Vielmehr konzentriere ich mich auf wichtige Anhaltspunkte, die in gewisse Richtungen deuten. Auf dieser Grundlage setze ich meine Erkenntnisse und Beobachtungen ein, wobei Sie dabei festlegen, ob Sie diesen zustimmen oder nicht. Eine Vertiefung des Themas im Rahmen eines Dialogs ist weitaus interessanter als eine einzelne Meinung. Dennoch bietet diese eine gute Grundlage für eine persönliche Diskussion.

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Lassen Sie uns das Thema in die folgenden Abschnitte einteilen:
- Source-to-Pay heute
- Trends und Marktkräfte
- Eine mögliche Vision für die Zukunft
Source-to-Pay heute
Das gesamte Konzept von Source-to-Pay ist im Übrigen relativ neu. Anfang der 2000er Jahre begannen Anbieter bei Analysten die Akzeptanz von Source-to-Pay zu fordern. Bis dahin waren die Prozesse der elektronischen Beschaffung und der Kreditorenbuchhaltung sehr stark isoliert. Schaut man sich die heutige Zeit an, so hat die Konsolidierung des Marktes Anbieter mit einem viel breiteren Produktportfolio hervorgebracht. Deshalb sprechen wir heutzutage auch von einem Source-to-Pay-Markt (oder gar Source-to-Cash) anstatt einem viel weniger umfangreichen Purchase-to-Pay-Prozess.
Die Zutaten sind immer noch die gleichen. Menschen, Verfahren und Technologie bilden das Venn-Diagramm der Zusammensetzung, aber über die Jahre sind die Inhalte innerhalb der Kreise nicht konstant oder gleich geblieben.
Zum Beispiel ist die Automatisierung von Finanzprozessen - oder die Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung - seit Jahren ein wirklich sehr aktuelles Thema, aber mit der Allgegenwärtigkeit der elektronischen Rechnungsstellung und der Einführung regelbasierter Automatisierung und jetzt auch des maschinellen Lernens bietet die AP-Automatisierung immer weniger Rendite. Auch wenn es bisher noch nicht soweit ist, befindet sich das Procurement auf einem Ähnlichen Weg sinkender Renditen. Einsparungen bleiben aber auch bei ausgereifter Automatisierung der Prozesse möglich (bei einem Wert von 2,5 bis 4 Prozent in den Einsparungen).
Trends und Marktkräfte
Der Zusammenschluss von Technologie und Prozess wird natürlich die weitere Automatisierung vorantreiben (d.h.: weniger menschliche Beteiligung) und, wo die menschliche Interaktion fortbesteht (Anbieter-Käufer-Interaktion/Zusammenarbeit), nicht die Automatisierung, sondern Erkenntnisse und Einblicke fördern. Die Menschen werden in die Lage versetzt, bessere Entscheidungen zu treffen. Und da die Automatisierung die Zahl der Beschaffungsexperten im Team verringert, wird die Entscheidungsfindung immer schneller werden.
Was vorstehend beschrieben wird, wird fast ausschließlich durch maschinelles Lernen und KI angetrieben. Die Automatisierung mit Geschäftsregeln ist erprobt und getestet, aber was nicht vollständig getestet ist, ist die KI. Lassen Sie die KI auf das Problem los, geben Sie ihr ein paar tausend Prozessflussbeispiele und lassen Sie sie dann laufen. Offensichtlich ist eine Überwachung notwendig, um eine weitere Cyberdyne-Katastrophe zu vermeiden. Alles, worum wir die KI wirklich bitten, ist, die wichtigen Diskrepanzen zu erkennen, während sie sich um all das Alltägliche kümmert - und genau darauf ist sie ausgelegt.
Die Analytik ist ( auch weiterhin ) eine Trendtechnologie, aber es ist die KI-basierte Analytik, die wirklich spannend wird. Vor ein paar Jahren sprachen wir über Predictive Analytics und inzwischen stellen wir uns eine automatisierte Entscheidungsfindung auf der Grundlage von Predictive Analytics vor. Dies wird natürlich den Bedarf an einfachen Category Managern (und einem Großteil der AP) weiter verringern, aber bedeutet dies, dass wir auf dem Weg zu einer vollständigen Automatisierung sind, die auf einer besseren und schnelleren Entscheidungsfindung basiert? Ich glaube nicht. Leider, oder glücklicherweise, ist der Homo sapiens alles andere als perfekt.
Eine mögliche Vision für die Zukunft
Woody Alen sagte einmal: "Es ist klar, dass die Zukunft große Chancen bietet. Sie birgt aber auch Fallstricke. Der Trick wird sein, die Fallstricke zu vermeiden, die Chancen zu nutzen und um sechs Uhr wieder zu Hause zu sein". Dieses eine Zitat fasst den digitalen Wandel zusammen, mit dem alle Organisationen jeder Größe konfrontiert sind. Laut einer aktuellen Gartner-Studie* scheitern über 85 % der Unternehmen bei ihren Digitalisierungsvorhaben. Dies scheint eine erstaunlich hohe Zahl von Fehlschlägen zu sein, aber für jeden, der die digitale Transformation aus erster Hand gesehen hat, ist es kaum überraschend - eine komplexe Angelegenheit. Ein Prozess nach dem anderen in einer eindimensionalen Organisation scheint einfach genug, aber für größere Unternehmen ist die Anzahl der zu berücksichtigenden Variablen enorm.
Die Zukunft ist, wie ich zu Beginn dieses Artikels angedeutet habe, unbekannt. Die Gegenwart lehrt uns jedoch, dass die nahe Zukunft eine Mischung aus Digitalsiserungsbestrebungen und einem guten Anteil des Scheiterns sein wird. Ein weiteres gutes Zitat von jemandem, der etwas technikaffiner ist als Woody Allen, stammt von Mark Zuckerberg: "In einer Welt, die sich wirklich schnell verändert, ist die einzige Strategie, die garantiert scheitern wird, wenn man keine Risiken eingeht". Wir müssen ermutigt werden, uns auf ein neues Denken einzulassen und zuzulassen, dass neue Technologien tatsächlich die Art und Weise verändern, wie wir an Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle herangehen.
Schlussfolgerung
Im Fazit sollten man eigentlich keine neuen Informationen anbieten. Aber ich werde es trotzdem hier tun. Als Chief Innovation Officer bei Celonis würden Sie zu Recht denken, dass meine Hauptaufgabe das Vorantreiben von Innovationen ist. Aber Innovation gelingt selten in einem Vakuum - wir brauchen Input. Wir müssen im Austausch zu unseren Kunden stehen, um besser zu verstehen, was wir hier für sie tun können. Der interessanteste Trend der letzten Zeit, den ich in Gesprächen mit CPOs festgestellt habe, ist die Erkenntnis, dass die Beschaffung in direktem Zusammenhang mit der Kundenzufriedenheit steht. Das mag zwar einleuchtend erscheinen, aber wenn Sie einen Ihrer Category Manager fragen, was wichtig ist in seiner Arbeit, dann erhalten Sie eine seltene Antwort, wo er Ihnen sagen wird, dass dem Kunden ein effizienterer Beschaffungsprozess durch schnellere Dienstleistungen und/oder niedrigere Kosten direkt zugute kommt. Dieses Beispiel eines größeren Situationsbewusstseins innerhalb des Source-to-Pay-Bereichs ist ein Sinnbild für die stattfindende Transformation. Wer eine Verbindung zwischen den taktischen Zielen und den strategischen Zielen der Organisation herstellt, gehört zu den aufstrebenden Führungskräften von morgen und sorgen für die Transformation von Heute. Es bleibt interessant, die weitere Entwicklung im Markt zu beobachten.
*Gartner, Digital Business Transformation: Closing the Gap Between Ambition and Reality, Ian Cox, Kristin Moyer, 18 June 2018
Rowan Lemley
Rowan Lemley arbeitet seit mehr als 10 Jahren im P2P-Bereich und hat in dieser Zeit umfassende Erfahrungen gesammelt – u.a. bei der von ihm gesteuerten Markteinführung verschiedener Lösungen wie Automatisierungen im Kreditorenbereich, B2B-Netzwerke, Finanzdienstleistungen, E-Procurement- und Product Information Management-Konzepte.
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